 | | | |  | | «Entartete Musik» 1938 Weimar und die Ambivalenz |  | | hrsg. von Hanns-Werner Heister |  | | |  | | 81.00 EUR |  | | 3-89727-126-5 |  | | 888 S., 2 Bände, Abb., br., 2001 | | |  |
| Mit zahlreichen kommentierten Quellen und wissenschaftlichen Beiträgen nähert sich dieser Sammelband der Musik im Faschismus. Ausgangspunkt des Forschungs-, Ausstellungs- und Publikationsprojekts der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar zum Kulturstadtjahr 1999 war die NS-Ausstellung «Entartete Musik», die 1938 in Düsseldorf gezeigt wurde. Damit rücken weiterführende Forschungsgebiete ins Blickfeld, die interdisziplinär verzahnt werden: Kultur- und Institutionsgeschichte, Mentalitäts- und Ideologieforschung, Alltags- und Sozialgeschichte, Politik- und Wirtschaftsgeschichte. Auf der Suche nach Ursachen und größeren Verbindungslinien weitet sich auch historisch der Blick und reicht von den künstlerischen Strömungen der Weimarer Republik bis zu neofaschistischen Phänomenen wie dem Rechtsrock. So wichtig wie die Darstellung des umfassenden Systems der Nazis ist die Darstellung der Verfolgten und ihres Widerstandes: Denn auch in Konzentrationslagern wurde musiziert - für wie gegen die Nazis. Wechselverhältnisse wie das zwischen historischer Kontinuität und Bruch kommen ebenso zur Sprache wie in der sozialen «Vertikale» das Spannungsverhältnis zwischen musikalischer Alltags- und Staatsinszenierung, zwischen «Normalität» und Ausnahmezustand. Neben dem Konservativen bis Reaktionären werden auch Anlehnungen an die Moderne von Warenpropaganda und Hollywood-Film berücksichtigt sowie der Komplex des Scheinsozialismus mit den Umfunktionierungen progressiver populärer Elemente und «Entwendungen aus der Kommune». Die NS-Herrschaft 1933 bis 1945 wird so mit allen Widersprüchen in ein gegliedertes (musik-)historisches Kontinuum eingebettet: «Der Schoß ist fruchtbar noch ...» | |  |